OpenSpace – Eine Einladung zur Veränderung

Wie ich im Beitrag „Die Kraft der Einladung“ dargestellt habe, können nachhaltige Veränderungen nur über Einladungen erfolgen. Wie können Sie jedoch eine ganze Organisation zu etwas einladen? Wie können Sie Transparenz bekommen, über das was die Organisation kann und will?

Open Space oder Nicht Open Space – das ist hier die Frage

Hier lohnt es sich das Format der „Open Space Technology“ (OST) von Harrison Owen noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Damit will ich auch OST als Werkzeug zur Veränderung ein wenig schärfen und damit auch ein wenig von dem abgrenzen, was viele von Ihnen auf Konferenzen als „Open Space“ erleben.

Daniel Mezick zeigt in seinem Buch „The OpenSpace Agility Handbook“ vier Bedingungen auf unter denen OST seine volle Kraft entfalten kann:

  1. Ein Anliegen, das für die gesamte Gruppe enorm wichtig ist,
  2. Eine erforderliche Reaktion bis „gestern“,
  3. Beteiligung unterschiedlicher Menschen und Meinungen und eine
  4. Hohe Wahrscheinlichkeit, dass Konflikte auftreten.

Diese vier Punkte treffen viel mehr auf Veränderungen in einer Organsiation zu, als auf einen Informationsaustausch bei einer Konferenz. Dennoch ist auch ein solcher Informationsaustausch ein möglicher Einsatzzweck von OpenSpace, durch Fehlen der Dringlichkeit entsteht meist jedoch nicht die Energie, wie bei einem Open Space zur Organisationsveränderung. Daneben sind Open Spaces auf Konferenzen oft nur grob an die OST Definition angelehnt, so dass die Veranstalter unbewusst durch ungünstige Sitzordnungen, aktives Moderieren, rigide Zeitpläne usw. den offenen Raum einschränken. Die Open Space Community bevorzugt deshalb für solche OST-ähnlichen Formate die Begriffe „Un-Konferenz“ oder „Barcamp“. Einen Überblick über OST finden Sie auf der Homepage von Harrsion Owen, mehr Details in seinem Buch „Open Space Technology“, als deutsche Übersetzung bei Schäffer-Poeschel erhältlich.

Einladung zum Open Space

Was OST in Verbindung mit dem eingangs erwähnten Beitrag interessant macht: Open Space ist ein millionenfach bewährtes einladungsbasiertes Werkzeug für Veränderungen. Der Sponsor, eine ranghohe Führungskraft lädt alle Menschen in seiner Organisation ein, die in irgend einer Form mit den anstehen Themen in Berührung stehen, oder damit in Berührung kommen könnten. Die Teilnahme ist immer freiwillig. Die Menschen, die Wissen, Ideen und Leidenschaft mitbringen, werden erscheinen. Gemäß des Prinzipien des Open Space sind die Menschen die der Einladung folgen immer die richtigen.

Auch innerhalb des Open Space Events gilt das Prinzip der Freiwilligkeit. Die Menschen nehmen an den Diskussionen teil, die ihnen wichtig sind. Nirgends teilzunehmen und am Büffet zu stehen, ist bei Open Space genauso richtig und wichtig wie eine eigene Diskussions-Session anzubieten. Wer auch immer an einem Open Space oder einer Session im Open Space teilnimmt, tut dies aus innerer Überzeugung, mit hohem Engagement. Die Freiwilligkeit schafft nicht nur Engagement, sondern auch ein neues Maß an Transparenz. Ideen und Menschen mit Leidenschaft kommen an die Oberfläche. Ein guter Einstieg in eine Veränderung.

Nach dem Open Space geht es weiter… nein, es geht los

Mit Ideen und Menschen mit Leidenschaft wird noch keine Veränderung erreicht, es ist der Einstieg. Die Veränderung kommt von denen, die Dinge verändern können, also von den Führungskräften. Alle Diskussionsergebnisse des Open Space werden in sogenannten „Proceedings“ dokumentiert, in denen auch Handlungsempfehlungen an den Sponsor enthalten sind. Dieser wird er, soweit es in seiner Macht und seinem Interesse liegt, zeitnah umsetzen. Open Space ist also nicht die Demokratisierung der Organsisation. Es ist die Demokratisierung der „Vorschlagsfindung“. Entscheidungen und Umsetzungen bleiben bei den Führungskräften. Mit einem entscheidenen Unterschied zu top-down Ideen: Die Veränderung ist im Sinne der Mitarbeiter und die Menschen mit Leidenschaft sind identifiziert und unterstützen die Veränderung an der Basis.

Die Schleife schließen

Nach dem Open Space ist vor dem Open Space. Wer mit einem Open Space Event in die Organisations-Veränderung einsteigt, tut gut daran in eine Schleife mit Transparency-Inspection-Adaptation einzusteigen, denn Organisationsentwicklung ist nach dem Cynefin-Modell von Dave Snowden komplex. Die Auswirkungen der vom Sponsor umgesetzten Proceedings müssen also nach einiger Zeit in Augenschein genommen werden und weitere Veränderungen angestoßen werden. Sinnvollerweise geschieht dies wieder mit einem Open Space.

Daniel Mezick hat für solche iterative Organisationsveränderungen ein Modell aufgestellt: Prime/OS, von dem sich auch OpenSpace Agility ableitet. Er bezeichnet diese Modelle jeweils als „Engagement Model“, in der Überzeugung, dass wir nicht die Veränderung an sich managen sollten, sondern das Engagement der Menschen. In dem wir sie einladen.